Travel around the clock:
Zum Ende unseres Interviews stellen wir unseren Gästen drei schnelle Fragen. Legen wir direkt los: Wie steht Erik Lorenz zu dem Zitat von Torsten Kirstges „Der Tourist zerstört, was er sucht, in dem er es findet“?
Erik von Weltwach:
Haha, das soll eine schnelle Frage sein?! Um ihr gerecht zu werden, müsste ich weit ausholen und habe dem Thema deshalb im aktuellen Buch auch ein ganzes Kapitel gewidmet. Aber um mich kurz zu fassen: Der Satz stimmt leider in vielen Fällen. Umso wichtiger, uns bewusst zu machen, dass das Reisen nicht etwas ist, auf das wir, die wir das Glück haben es uns leisten zu können und mit dem richtigen Pass ausgestattet zu sein, ein Anrecht hätten, sondern ein absolutes Privileg. Mit diesem Privileg geht eine große Verantwortung einher für die ökologischen, sozialen, politischen und kulturellen Auswirkungen unseres Unterwegsseins.
Travel around the clock:
Welchen Menschen würdest du in deinem Podcast gerne mal begrüßen, den du bislang noch nicht zu Gast hattest?
Erik von Weltwach:
Ich hatte das Glück viele meiner absoluten Wunschgäste bereits in der Show begrüßen zu dürfen. Die Schimpansenforscherin und Aktivistin Jane Goodall, Astronaut Thomas Reiter, Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, Bergsteiger Reinhold Messner und viele andere. Trotzdem sind natürlich noch viele Wünsche offen, z.B. David Attenborough oder Bear Grylls. An etlichen Wunschgästen bin ich aktiv dran – manchmal erstreckt sich das über Monate und Jahre – und möchte sie deshalb noch nicht nennen.
Travel around the clock:
Wie wichtig ist es aus deiner Sicht sich den gesellschaftlichen Erwartungen an einen Lebenslauf zu widersetzen?
Erik von Weltwach:
Es geht mir nicht darum, mich irgendwelchen Erwartungen zu widersetzen, denn das wäre eine Reaktion gegen etwas und könnte im Extremfall dazu führen, irgendetwas zu tun, nur um diesen Erwartungen nicht zu entsprechen.
Mein Ziel ist es, mich so weit wie möglich von diesen Erwartungen zu lösen, sie irrelevant werden zu lassen. Das ist nicht immer leicht, denn ich bin in meiner Grundveranlagung eher ein sicherheitsorientierter Mensch, der Planbarkeit zu schätzen weiß. Aber meine eigenen Reisen und die Gespräche mit meinen vielen Gästen haben mir ein ums andere Mal gezeigt, dass das Leben dann besonders intensiv und reichhaltig wird, wenn wir uns die eine oder andere Unwägbarkeit zumuten. Diese Erkenntnis – dass ein gewisses Maß an Unsicherheit, das zwangsläufig hier und da auch mal zu Herausforderungen führt – sozusagen eine Grundvoraussetzung für aufregende Reisen, aber auch ein – für mich! – aufregendes Leben ist, hat mir den Mut verschafft, meinem eigenen Weg zu folgen.
In meinem Fall hieß das, vor einigen Jahren meinen komfortablen Job zu kündigen, mich gänzlich auf meine eigenen Projekte zu konzentrieren und Deutschland zumindest vorübergehend zu verlassen. Für Andere mag dieser Weg selbstverständlich ganz anders aussehen. Die entscheidende – lohnenswerte – Herausforderung ist es, sich ernsthaft auf die Suche nach diesem Weg zu begeben. Und dafür ist die Voraussetzung wiederum, sich aufrichtig damit auseinanderzusetzen, welche Ziele und Werte für unsere eigene Zufriedenheit ausschlaggebend sind.
Travel around the clock:
Vielen Dank für das tolle und aufschlussreiche Interview, Erik! Viel Erfolg für deine weiteren Projekte und alles Gute für die Zukunft von Weltwach!
Erik von Weltwach:
Herzlichen Dank!