Travel around the clock:
Wie habt ihr euch auf die Zeit im Südsudan vorbereitet?
Klara und Kristina:
Wir haben uns in verschiedenen Bereichen vorbereitet. Zum Beispiel mit welchem Hauptstamm wir es hier zu tun haben und wie wir uns kulturell anpassen können. Da wurden wir natürlich von unserer Organisation unterstützt. Wir wurden von bereits langjährigen Mitarbeitern geschult und werden auch weiterhin betreut.
Fehler machen gehört natürlich überall dazu, aber soweit wie möglich versuchen wir offensichtliche Fettnäpfchen durch gute Beratung und Informationssammlung zu vermeiden.
Travel around the clock:
Egal ob Strom, Wasser oder Lebensmittel. Deutschland und Afrika sind ja doch sehr unterschiedlich. Wie sind eure Lebensbedingungen für die nächsten 3 Jahre vor Ort?
Klara und Kristina:
Ohh da sagt ihr was. Wir leben in sehr einfachen Lebensbedingungen. Unsere Hütte besteht aus Lehmwänden und einem Strohdach, worauf in der Regenzeit eine Regenplane überspannt wird.
Strom haben wir zur Zeit noch nicht, das ist eventuell unser nächstes Upgrade hier vor Ort.
Unsere tägliche Wasserration fürs Kochen und Waschen bringt alle paar Tage ein Junge mit einem Eselskarren. Wobei die meisten es sich direkt am Wasserbrunnen Zapfen und auf dem Kopf tragend nach Hause bringen.
Frische Lebensmittel variieren saisonal, jetzt in der Regenzeit gibt es einiges mehr an frischen Zutaten. Die meisten Lebensmittel werden aus Juba geliefert, unserer Hauptstadt. Oder teilweise auch aus Somalia, Uganda oder Kenia.
Travel around the clock:
Wie verständigt ihr euch vor Ort mit den Menschen vor Ort? Und was können wir in unserer privilegierten Welt von ihnen lernen?
Klara und Kristina:
Die meisten unserer Nachbarn kommen aus den Nubabergen. Es gibt viele verschiedene Stämme, die jeweils ihre eigene Nuba-Stammessprache haben. Bildungssprache ist englisch, Alltagssprache ist allerdings arabisch.
Wir lernen täglich mit einer einheimischen Frau arabisch und wechseln im regelmäßigen Abständen unsere Sprachpatin, um verschiedene Laute und Betonungen einzusammeln.
Was wir bereits am Anfang an unseren neuen Freunden geschätzt haben ist, dass sie uns annehmen und uns sogar zu ihnen zählen. Wir werden Schwestern und Töchter genannt und fühlen uns auch wirklich, als wären wir ein Teil ihrer großen Familie. Sie teilen das noch so Wenige was sie haben und freuen sich noch dabei, es abzugeben.
Da wir hier unter Geflüchteten leben ist so gut wie nichts wirklich nachhaltig, weil die nubischen Stämme wieder in ihre Heimat wollen und auch ich immer wieder hinterfrage was genau Begriffe wie Heimat und „Zuhause“ bedeuten.
Travel around the clock:
Wie muss man sich einen typischen Tagesablauf bei euch vorstellen? Gibt es Routinen oder ist doch jeder Tag anders?
Klara und Kristina:
Jetzt nach fast 10 Monaten haben wir schon eine gewisse Routine im Alltag. Morgens wird erstmal das Feuer zum Kochen angefacht, auf dem wir unser Mittagessen schon vorkochen, das wir nach dem Sprachunterricht zusammen essen. Nachmittags ist dann unsere Zeit zum Wiederholen der neuen Wörter und auch für unsere Nachbarschaftsbesuche.
Außerdem freuen wir uns immer mehr darüber, wie sich Bekanntschaften so schnell vertiefen können – trotz der Sprachbarrieren. Trotz unserer Routine sind wir aber auch sehr flexibel, da wir auch oft unangekündigten Besuch bekommen oder zu irgendwelchen kulturellen Ereignisse mitgenommen werden.
Bei der eigentlichen Projektarbeit werden wir erst aktiv eingesetzt, wenn wir ein gewisses Sprachniveau erreicht haben. Also pauken wir was das Zeug hält.